Religiöse Kulturen im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts
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Dissertationsprojekt (abgeschlossen): Antiklerikalismus als europäisches Phänomen. Skandalisierungen in Frankreich, Deutschland und Spanien (1850-1914)

Projektskizze

Antiklerikalismus als europäisches Phänomen.
Skandalisierungen in Frankreich, Deutschland und Spanien (1850-1914)

Der vernunftwidrige Glaube, die allmächtige Kirche, der moralisch verdorbene Priester: Der Antiklerikalismus im 19. Jahrhundert verfolgte mit solchen Vorwürfen und den von ihm angestoßenen Debatten nichts weniger als eine grundlegende Neuordnung des Verhältnisses von Staat, Gesellschaft, Kirchen und Religion. Das gesamte Spektrum potentieller Kirchenkritiker im Blick analysiert die Dissertation antiklerikale Bestrebungen erstmals vergleichend in drei Ländern (Frankreich, Spanien und Deutschland), stellt die Frage nach deren europäischer Dimension und arbeitet nationale Spielarten heraus. Zudem richtet sich der Blick auf die mediale Seite der Auseinandersetzungen. Die Studie untersucht die grenzüberschreitenden Beziehungen der Antiklerikalen in Presse, Publizistik und persönlichen Netzwerken: Kirchenkritiker schufen eine europäische Öffentlichkeit und bildeten eine gemeinsame Identität aus. Diese Vernetzungen stießen aber auch an nationale Grenzen. Die Analyse der Verflechtungen veranschaulicht das komplexe Verhältnis von Europäisierung und Nationalisierung im Zeitalter des Imperialismus. Säkularisierung erweist sich als zentrale Forderung und Produkt der antiklerikalen „Politik der Skandalisierung“ von Kirchen und Religion. In der Rückführung auf den Moment ihrer historischen Entstehung wird die Mannigfaltigkeit säkularer Vorstellungen offensichtlich. Säkularisierung erscheint als Suche nach neuen Modellen des Verhältnisses von Religion und Kirchen zu Politik, Wissenschaft und Moral, ohne dabei in einem einfachen Gegensatz aufzugehen. Die Analyse zeigt vielmehr, dass die antiklerikalen Bestrebungen im Kontext der zunehmenden Pluralisierung des religiösen Feldes verortet werden müssen und damit legt die Dissertation eine neue Lesart der europäischen Kulturkämpfe im 19. Jahrhundert vor.