Religiöse Kulturen im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts
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Band 5: Kathrin Krogner-Kornalik: Tod in der Stadt. Religion, Alltag und Festkultur in Krakau 1869-1914

KathrinDas 19. Jahrhundert bedeutete in vielfacher Hinsicht einen Wendepunkt im Umgang mit dem Tod. Auf der einen Seite veränderte sich der alltägliche Umgang mit dem Tod durch Prozesse wie Friedhofsverlegungen sowie Prozesse der Professionalisierung des Umgangs mit Toten und der Medikalisierung radikal. Auf der anderen Seite gewann auch der politische Totenkult eine neue Qualität.
Zuvor hatte er sich er sich auf Herrscherdynastien beschränkt, nun entstanden neue nationale Pantheone für Volkshelden, die ihr individueller Verdienst auszeichnete. Die Verdrängung des Todes der Vielen aus dem öffentlichen Raum fand daher gleichzeitig mit der Aufwertung des Todes der Wenigen im öffentlichen Raum statt. Beiden Prozessen ist gemeinsam, dass neue Dynamiken zwischen religiösen und politischen Institutionen eine wichtige Rolle spielten. Diese Dynamiken sind bisher kaum untersucht worden.

Hier setzt das Buch von Kathrin Krogner-Kornalik an, das die Aushandlungsprozesse zwischen säkularen und religiösen Ansprüchen am Beispiel der Stadt Krakau analysiert. Es beschreibt, wie Religionsgemeinschaften auf den Wandel in der Sepulkralkultur reagiert respektive ihn mitgeprägt haben. Zudem wird die Frage erörtert, wo und wie sich der Umgang mit dem Tod säkularisierte und wo sich im Gegenteil religiöse Deutungsmuster erhalten haben. Dabei wird erstmals eine transkonfessionelle Perspektive eingenommen, die Krakaus Katholiken wie Juden umfasst.

Rezensionen:

Urszula Pękala in:
Zeitschrift für Kirchengeschichte 128 (1) (2017) 142-143:
"Insgesamt handelt es sich um eine sehr gelungene Studie. [...] Im Allgemeinen gelingt der Autorin die seltene Kunst, viele Fakten, z.T. sehr akribisch, festzuhalten und dennoch die Studie nicht überladen wirken zulassen. Das Buch ist in einem leserfreundlichen, essayistischen Stil geschrieben [...]. Wer Krakau und seine Geschichte nicht kennt, kann aus Kathrin Krogner-Kornaliks Buch viel lernen; Krakau-Kenner werden mit Vergnügen in eine vertraute Welt eintauchen".

Keya Thakur-Smolarek
in:
Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung, JECES 66/2017/2
"Die im erzählerischen Duktus verfasste Studie leistet zweifellos einen wichtigen Beitrag zur Geschichte urbaner Mentalität im östlichen Mitteleuropa um 1900".

Stefan Goch in:http://www.recensio.net/rezensionen/zeitschriften/vierteljahrschrift-fuer-sozial-und-wirtschaftsgeschichte/2016/4/ReviewMonograph634239174, 12.12.2016:
"eine außerordentlich interessante Fragestellung [...] und detailreiche Darstellung".

Christoph Augustynowicz in: 
Historische Zeitschrift 303/2 (2016) 555f.:
"Jedenfalls macht diese insgesamt gelungene Arbeit erneut klar, wie sehr der Umgang mit dem Tod geeignet ist, ein grundlegend gesamtmenschlich gültiges und ansprechendes Thema über konkrete Kontexte räumlich und zeitlich zu differenzieren." 

Hanna Kozińska-Witt in: 
Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 64/3 (2016) 498-500:
"Kathrin Krogner-Kornalik beschreitet als Krakau-Expertin einen neuen Weg und macht auf eine innovative Art und Weise die ‚morbide‘ Dimension der Stadt und des Stadtlebens zum Thema, die sie ausgehend von den Aushandlungsprozessen zwischen religiösen und säkularen Akteuren beleuchtet. [...] Zusammenfassend ist zu sagen: Paradoxerweise ist ausgerechnet diese Arbeit über den Tod in Krakau zu einem sehr lebendigen, erfrischenden Buch geworden."

Titelinformationen:

Religiöse Kulturen im Europa der Neuzeit, Band 005
1. Auflage 2015
310 Seiten, mit 3 Abb., gebunden
ISBN 978-3-525-31026-7