Religiöse Kulturen im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts
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Band 4: Philipp Lenhard: Volk oder Religion? Die Entstehung moderner jüdischer Ethnizität in Frankreich und Deutschland 1782–1848

Cover LenhardAls sich im ausgehenden 18. Jahrhundert in Europa das Prinzip des Nationalstaates durchzusetzen begann, geriet die traditionelle jüdische Gemeinschaft in eine Krise. Die Zentralisierung staatlicher Herrschaft und die mit dem Nationalismus verbundene Homogenisierung des Staatsvolkes hatten zur Folge, dass die jüdische Gemeindeautonomie sukzessive abgeschafft wurde – es sollte keine »Nation in der Nation« mehr geduldet werden.
Stattdessen sollten die Juden jedes ethnische Bewusstsein ablegen und sich nur noch als »Glaubensgemeinschaft« verstehen. Während ein Teil der aufgeklärten jüdischen Elite daraufhin das Judentum in eine reine »Religion« zu transformieren versuchte, stellten viele andere dieser Reduktion bewusst ethnische Konzeptionen des Judentums gegenüber. Allerdings unterschieden sich diese ethnisch definierten Formen des Judentums ebenfalls in vielerlei Hinsicht von allen vormodernen Auffassungen des »Volkes Israel«. Zwar griffen jüdische Intellektuelle, welche die gemeinsame Abstammung und einen eigentümlichen »Volksgeist« ins Zentrum rückten, auch auf traditionelle Vorstellungen zurück, amalgamierten diese aber mit zeitgenössischen philosophischen, anthropologischen und religiösen Denkweisen. Von der Entstehung dieser modernen jüdischen Ethnizität in Frankreich und Deutschland handelt das vorliegende Buch.

Rezensionen:

  • Ari Linden in:
    German Studies Review, Volume 40, Number 1, February 2017, pp. 180-182:
    "His ethnographic study will certainly be a valuable addition to the rich body of literature on German- and French-Jewish cultural and intellectual history."
  • Sarah E. Wobick-Segev in:
    H-France Review 16 (2016):
    "Scholars new to discussions of Jewish emancipation in France and Germany and to the early history of the Reform movement will find valuable information in the book and those well versed in the field will hear some new voices. The field of European Jewish history is also richer for a comparative work that highlights the clear commonalities between two countries that are often seen as distinct cases of religious reform and emancipation."
  • André Griemert in:
    sehepunkte 15/2 (2015):
    "Der Leser erhält in vier Hauptkapiteln einen facettenreichen Einblick in die unterschiedlichen zeitgenössischen, zum Teil im Vergleich zueinander invarianten jüdischen Neu- oder Umdefinitionen des Judentums und vollzieht in dieser Debatte die heftigen Auseinandersetzungen über den einzuschlagenden Weg der Modernisierung des Judentums nach, die auch von persönlichen Animositäten der jeweiligen Zeitgenossen geprägt waren."
  • Kerstin von Krone in:
    Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 2 (2015) 251-252:
    "...wichtige und verdienstvolle Studie, die erstmals für die Schlüsselphase der Entstehung des modernen Judentums in Mitteleuropa aufzeigt, dass jüdische Ethnizität nur vordergründig hinter der Selbst- und Fremdwahrnehmung des Judentums als Religion zurücktrat und sich in vielfältigen Ausprägungen zeigen konnte."
  • Hannes Tulatz in:
    http://buecher.hagalil.com/2015/09/volk-oder-religion/, 24.09.2015:
    "Umfangreich wurde die Debatte um die Frage, was das Judentum ausmache, in seiner Vielschichtigkeit dargestellt. Dabei hat sich gezeigt, dass Dichotomien wie Volk oder Religion dem jüdischen Modernisierungsdiskurs nicht gerecht werden. Wer einen Eindruck von der Lebendigkeit jüdischer Debatten im Umgang mit der zeitgenössischen Gedankenwelt, mit Tradition und Moderne sowie einer oft feindlichen Umgebung gewinnen möchte, hat ein kenntnis- und nicht minder quellenreiches Werk gefunden."

Titelinformationen:

Religiöse Kulturen im Europa der Neuzeit, Band 004
1. Auflage 2014
448 Seiten, mit 2 Grafiken, gebunden
ISBN 978-3-525-31025-0