Religiöse Kulturen im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts
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Bericht über die Eröffnungsveranstaltung des IGK "Religiöse Kulturen"

Eröffnung des Internationalen Graduiertenkollegs am 28. Oktober 2009 in München

Am 28. Oktober 2009, dem tschechischen Nationalfeiertag, wurde an der Ludwig-Maximilians-Universität in München das Internationale Graduiertenkolleg "Religiöse Kulturen im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts" mit einem Festvortrag des amerikanischen Religionssoziologen José Casanova feierlich eröffnet.

Auf eingängige Weise entfaltete Casanova die zentralen Fragestellungen des Kollegs in einer innereuropäischen, transatlantischen sowie international vergleichenden Perspektive.

Für die innereuropäische Betrachtung hob Casanova die Vorzüge eines kulturgeschichtlichen Ansatzes gegenüber kirchenhistorischen oder religionszentrierten Herangehensweisen hervor: Die bloße Unterscheidung von einzelnen Religionen und Kirchen führe nicht weiter, liege doch etwa dem Katholizismus in jedem europäischen Land eine ganz andere, nationale Religionskultur zugrunde. Dasselbe gelte für die übrigen Religionen.nach oben

Die Besonderheit der gesamteuropäischen Religionskultur zeige der transatlantische Vergleich: Diese sei v. a. in den Prozessen der (De-) Konfessionalisierung zu suchen. In den USA haben sich demgegenüber aufgrund des Laizismus Großkirchen weit weniger herausgebildet. Hier müsse man von Prozessen einer "denominalization", der Bildung von Glaubens- und Bekenntnisgemeinschaften, sprechen.

Casanova warb auch für die Forschungsvorhaben zu Mitteleuropa dafür, den Blick über den europäischen und transatlantischen Rahmen hinaus zu richten. Nur so sichere man methodische Sensibilität und Unterscheidungskraft zwischen kontingenten Dynamiken und typischen europäischen Entwicklungen.nach oben

Casanova äußerte die Vermutung, dass das gleiche Projekt vor zehn Jahren aufgrund des vorherrschenden methodischen Nationalismus und Säkularismus möglicherweise nicht die wohlwollende Unterstützung der Forschungsförderung bekommen hätte.

In den einleitenden Grußworten des Universitätspräsidenten Bernd Huber und des Amtschefs des Bayerischen Wissenschaftsministeriums Friedrich Wilhelm Rothenpieler überwog nun allerdings eindeutig die Freude am Kolleg und am gewählten Thema. In der Zusammenarbeit mit Prag könne der wissenschaftliche Vernetzungsgedanke fruchtbar gemacht werden.nach oben

Der Sprecher der Prager Gruppe, Miloš Havelka, hob für sein Land das Forschungsdesiderat Religionsgeschichte hervor. Der Münchner Theologe Friedrich Wilhelm Graf sprach stellvertretend für die Münchner Antragsteller – insbesondere in Vertretung des erkrankten Münchner Sprechers des Graduiertenkollegs Martin Schulze Wessel. Als ein Schwerpunktinteresse des Kollegs stellte er die Frage nach religiösem Wandel und dem Zusammenspiel zwischen wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen sowie der Religion heraus. Graf äußerte dabei abschließend die Erwartung, dass das Kolleg einen wissenschaftlichen Beitrag für die geistige Einheit Europas leisten könne.

Jana Osterkamp

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