Religiöse Kulturen im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts
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Dissertationsprojekt: Der Zionismus in den politischen Debatten des Deutschen Reichs 1897 – 1933

 Mit dem ersten Zionistenkongress von Basel im Jahr 1897 betrat der Zionismus als politische Bewegung die Bühne der Weltpolitik und wurde damit prinzipiell auch für eine breitere und nichtjüdische Öffentlichkeit sichtbar. Die Arbeit untersucht die politische Rezeption des Zionismus durch Nichtjuden und im nichtjüdischen, allgemeinpolitischen Kontext, da die Annahme untersuchungsleitend ist, dass der Zionismus keinen rein innerjüdischen Bezugspunkt darstellte.


Die Analyse dieser in sich vielfältigen Öffentlichkeit mit all ihren politischen, religiösen und kulturellen Ausdifferenzierungen ruht auf der Erkenntnis, dass es keine strikt voneinander unterschiedene Mehrheits- und Minderheitskultur gab. Folglich wird die deutsch-jüdische bzw. jüdisch-nichtjüdische Verflechtung in Gestalt eines diskursiven Austauschs im öffentlichen Raum im Zentrum stehen, welcher die Anteilnahme an einer gemeinsamen Kultur abbildet. Da Juden nicht als klar abgegrenzte Bevölkerungsgruppe, sondern als Teil der deutschen Gesellschaft begriffen werden, versteht sich diese Untersuchung der verschiedenen politischen, sozialen und konfessionellen Fraktionen der deutschen Gesellschaft, die den Zionismus debattierten und denen sowohl Juden wie Nicht-Juden angehörten, als ein Beitrag zur deutsch-jüdischen Geschichte.


Die Bedeutung des allgemeinen und nicht ausschließlich innerjüdischen Diskurses über den Zionismus liegt darin, dass er die Dynamik von Assimilation und Dissimilation des deutschen Judentums zum Gegenstand hat. Das Projekt wendet sich der Wahrnehmung einer „Minderheit in der Minderheit” zu und fragt nach den Reaktionen auf den Zionismus als einer Auffassung von Judentum, die keine Verquickung mit dem Deutschtum, sondern eine eigene nationale Zukunft anstrebte. Von Interesse ist dabei, welche Rolle die Betrachtung des Zionismus für die Betrachtung des Judentums selbst spielte, und ob der jeweilige Rezipient zwischen Judentum und Zionismus zu differenzieren wusste. Das bedeutet aber gerade auch, dass die Untersuchung der Rolle des Antisemitismus in diesen Diskursen einen integralen Bestandteil meines Projekts ausmacht, umso mehr, als mein Untersuchungszeitraum unmittelbar dem Nationalsozialismus vorausgeht.